Marion Holy schrieb:


Viel Spass, ich bin auch noch nicht dahintergekommen. Isländer übrigens, nennen Dativverben (also jemandeM etwas: schenken, geben, sagen) "liebe" und Akkusativverben (jemandeN: umbringen, vollquatschen, bestehlen) "böse" Verben, kann ja sein, das es einen ähnlichen Unterschied auch im Deutschen zwischen Genitiv und Dativ gibt...

Mein ich auch.
(Obwohl ich glaube die adäquate Unterscheidung wäre die Verschiebung zwischen nutzen/nützen, fallen/fällen, futtern/füttern, usw.)

Okay, deine Beispiele sind ein bisschen besser, im Isländischen ist die Lage wohl noch etwas eindeutiger (hab ich gehört), leider kann ich kein Isländisch.

Welches? Dativ/Genitiv? Kommt meiner Meinung nach auch nicht aus dem Englischen, denn dort gibt es ja keinen Dativ mehr, den Genitiv aber immer noch.


Der Dativ.
Judith Macheiner meint: Wenn wir uns mal nicht von der Häufigkeit leiten lassen, mit der die verschiedenen Kasus verwendet werden ....., dann verspricht besonders der Dativ mit seinen esoterischen Namen aus dem Bereich der Moral und Rechtssprechung interessante Konstellationen. Auch wenn er den Genitiv diesbezüglich vielleicht nur um Nasenlänge übertrifft, verdient er unsere Aufmerksamkeit schon deshalb zuerst, weil er doch ein Verhältnis zum ganzen Satz hat und nicht, wie der Genitiv, der in den meisten Fällen ins Attribut weggepackt ist, nur in Nebenrollen auftritt. So gesehen würde die Verwendung des Dativs die Bedeutung des Besitzenden betonen.

Das hört sich doch gut an, müsste ich aber nochmal genauer drüber nachdenken.

Auch die Verlängerung ist verdächtig, die Verwendung des Genitivs müsste eigentlich naheliegender sein. Es sei denn wir gehen den umgangssprachlichen Umweg von "Dem sein Auto" , aber Dativ hin, Dativ her, das halt ich für absurd.

Eigentlich wäre die Verwendung des Genitivs echt naheliegender. Aber ich finde man müsste den "umgangssprachlichen Umweg" (wieso eigentlich Umweg?) nehmen, denn in der Schriftsprache wird der Genitiv ja nach wie vor benutzt.

Wir sollten das "von" nicht unter den Tisch fallen lassen.

Genau, wenn ichs mir recht überlege, habe ich den Fehler gemacht das ursprüngliche Problem ("von allen monos" vs "aller monos") auf die einfache Dativ- vs Genitiv-Problematik zu reduzieren, das propositionale "von" ist hier schon wichtig, zumal es diese Konstruktion, also eine Dativ-Präpositionsgefüge doch im Englischen gibt ("from all monos" vs garnichts (könnte man das im Englischen irgendwie genitivisch ausdrücken?).

Evelyn Fürlinger schrieb:

> 1337 speak
> lol
> neu-sprech
>
> und >24 andere (pidgins, creolen, etc.), die mir gerade nicht einfallen...
>

1337 speak, lol und neu-sprech (spricht das letzte jemand wirklich?) würde ich eher als Dia-/Soziolekte des Englischen sehen, wobei die Unterscheidung zwischen Sprache und Dialekt generell eher schwammig ist, mit den Pidgin- und Creol-Sprachen hast du natürlich recht.

"A language is a dialect with an army and a navy" (Joseph Greenberg oder Uriel Weinreich, je nachdem wem man glaubt)

> jemanden: beschenken, lieben, bestätigen, pflegen
> jemandem: eine reinhauen, absagen, etwas unterstellen, zuwiderhandeln

Ja klar, aber ich wollte das auch nur mal kurz illustrieren, im Deutschen funktioniert das nicht so richtig, im Isländischen wohl angeblich schon, ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

> -> nein, einen systeminhärenten semantischen unterschied gibt es wohl nicht

Meinst du jetzt im Deutschen zwischen Dativ und Genitiv?

> ich bin keine freundin der häufig anzutreffenden überbetonung der
> ethymologie (die sich häufig eh nur als bürgerliches
> distinktionsgewinnlertum entlarven lässt: "das wort XY ist ja eigentlich
> falsch, denn früher beudeutete das mal Z" *gähn*).

Wie Jörg schon geschrieben hat, Etymologie ist lustig. Aber nur solange es nicht in Distinktionsgewinnlertum (schönes Wort übrigens, das benutz ich ab jetzt auch) ausartet.

> sprachliche zeichen sind arbiträr und das ist gut so. sie sind zwar ohne
> kontext mitunter unbedeutend oder uneindeutig aber das macht die sprache
> flexibel und somit die von jörg eingeforderte vielfalt in wirklichkeit
> erst möglich.
>
> ich finde beides unbedenklich. das wort ansich trägt (siehe oben) keinen
> kontext mit sich herum. es liegt also durchaus in der definitionsmacht des
> einzelnen, sich des wortes zu bedienen, ohne sich mit dem gedankengut
> desjenigen, der es zum ersten mal verwendet hat, zu infizieren - ja, dem
> wort gar einen gänzlich neuen kontext zu geben und den ursprünglichen
> vergessen zu machen (it happens every day).

Der ursprüngliche Kontext eines Wortes/einer sprachlichen Konstruktion kann natürlich über die Zeit verloren gehen, und nicht jeder der "Gutmensch" (wurde auch schon mal hier auf der Liste drüber diskutiert) sagt, ist automatisch eine Nazi (oder wird durch das Benutzen dieses Wortes einer).

Trotzdem: Die Arbitrarität ist ja nicht einfach eine willkürliche Entscheidung die ein Sprecher über die Bedeutung eines Ausdrucks fällt, die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke ist m. E. immer noch ein sozialer Prozess. Soll heissen, erst wenn mindestens ein anderer Sprecher den Ausdruck ebenfalls in seiner neuen Bedeutung benutzt, beginnt der Ausdruck umdefiniert zu werden (blödes Beispiel aus meiner Teenagerzeit: Eine Zeit lang haben meine Freunde und ich (warum auch immer) Autos als "Bogen" bezeichnet, das war aber irgendwann wieder vorbei).

Dieser Definitionsprozess geht aber eben zu einem Teil von Werbefuzzis/Massenmedien etc. aus und deren Definitionsmacht ist, allein schon durch deren Möglichkeiten einen neuen Ausdrucks massenhaft zu verbreiten, stärker, so dass sich auch der grösste Scheiss durchsetzt.
Und das kann/(muss?) man kritisieren.

Grüsschen, Manuel

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