Christian Lohmaier schrieb:

> QA kommt nur durch die Personen zustande die die QA durchführen, und
> dann auch von Entwicklern, die die gefundenen Fehler beheben.
> 
Nicht nur, sondern auch entsprechende Workflows.

> Bei OOo macht die QA die Community, bei LO macht die QA die Community.

QA-Arbeit wurde auch in Hamburg erledigt - mit nicht geringem
personellem Aufwand.

> Bei OOo fixen Oracle-Entwickler die Bugs (in naher Zukunft dann nicht
> mehr), bei LibreOffice die Entwickler aus der Community.
> 
> Der einzige Unterschied ist in der Grundeinstellung zu der Art des
> Releases, da gibt es einen Unterschied.
> Bei LibreOffice geht man gar nicht erst mit dem Anspruch heran, ein
> "perfektes" Release abliefern zu können, das geht bei einer Software
> bei diesem Umfang einfach nicht, hat es bei OOo nie gegeben, wird es
> auch anderswo nie geben.
> Anstattdessen ist die Philosophie: Release Early, Release Often.
> Sprich: Auch wenn nach dem Release einer Version ein dicker Bug
> entdeckt wird ist das halb so wild, weil das nächste Release schon
> fest eingeplant ist, und das in naher Zukunft, nicht erst nach einem
> halben Jahr oder noch später.
> 
> Bei OOo hat das Release einen Bug. Und der Nutzer muß dann entweder
> * Zurück zur alten Version
> * selber bauen/dev-builds verwenden
> * warten, warten, warten bis die nächste offizielle Version rauskommt,
> die dann wieder einen anderen dicken Bug hat.
> 
> Bei LO ist es
> * Zurück zur alten Version (das ist dann aber kein so großer Sprung
> zurück, weil es häufigere Releases gibt. Man kann von einer 3.3.3
> zurück zu einer 3.3.2 wechseln, die liegen sowohl Zeitlich als auch
> was die Anzahl der Änderungen im Code betrifft nahe beieinander, bei
> OOo liegt Zeitlich ein riesen-Abstand dazwischen, und dann können auch
> die Änderungen dazwischen mehr oder weniger Umfang haben)
> * selber bauen/dev-builds verwenden
> * Warten, bis neues Release kommt (das kommt bei LO wiegesagt
> schneller als bei OOo)
> 
> Und ja, dadurch kann auch mal ein Bug, der bei OOo aus diesen Gründen
> ein Stopper wäre aufs nächste Release verschoben werden. Bei OOo würde
> das dann das komplette Release wochen-monatelang verzögern, bei LO
> bekommen die Nutzer die neuen Features, die Bugfixes in anderen
> Bereichen. Und der eine Stopper-Bug wird halt dann im nächsten
> micro-Release gefixed.
> 
> Ich sehe also keine Nachteile in dem geänderten Prozeß.

"Release often" ist nicht business-kompatibel.

Auch dieser Unterschied in der Philosophie ist also sehr relevant.

Deshalb waren ja auch die x.y.1-Versionen sinnvoll, denn dann kamen für
professionelle Anwender lediglich jedes halbe Jahr eine relevante
Version heraus.

> Man kann natürlich nur die Fehler fixen, die man auch kennt. Das ist
> bei OOo genauso wie bei LO.
> 
Meist kann man nicht alle Fehler fixen, die man kennt. Und außerdem gibt
es Verfahren, Fehler kennen zu lernen. Diese müssen allerdings im
workflow implementiert werden.

>> Ich möchte auch in einer Community arbeiten, die demokratisch und nicht
>> meritokratisch verfasst ist.
> 
> Das ist ein heuchlerisches Argument. OOo war *NIE* demokratisch. Das
> de-Projekt hat demokratische Grundzüge, aber das Projekt als solches
> war es nie.

Also die deutschsprachige Community war demokratisch verfasst und nur
von der Community habe ich gesprochen. Ich bezweifele allerdings, dass
z.B in Frankreich oder Italien Despotismus herrschte.
> 
>> Daher lehne ich eine Kopplung des Wahl- und
>> Mitbestimmungsrechtes an bestimmte Leistungen in der Vergangenheit,
>> verbunden mit der Zusage für Leistungen in der Zukunft ab.
> 
> Auch das ist schwer nachzuvollziehen. Denn auch im de-Projekt war es
> nie demokratisch, sondern auch immer nach dem Grundsatz: "Wer die
> Arbeit macht, hat recht." - demokratische Wahlen hin-oder her. 

Das schließt eine demokratische Verfasstheit nicht aus, sondern
begründet sie erst, denn Demokratie ist etwas anderes als eine Diktatur
der Mehrheit. Es ist daher höchst demokratisch, wenn in einem Projekt in
einem gewissen Umfang jeder sich die Aufgaben suchen kann, die er allein
oder mit anderen erledigen will und kann. Wenn da auch die Erledigung
dieser Aufgaben in die Verantwortung des Einzelnen oder der Gruppe
gestellt wird, dann tut dies allenfalls einer Diktatur der Mehrheit,
nicht aber einer Demokratie Abbruch.

Demokratie ist kein Dogma, sondern eine Verfassung, die dem Subjekt ein
möglichst hohes Maß an Gestaltungsmacht und Eigenverantwortung
(Freiheit) gewähren soll ohne eine (rechtliche) Ungleichheit zu etablieren.

Das
> OOo-Projekt oder auch nur das de-Projekt als Demokratie zu bezeichnen
> und mit diesem Argument die Meritokratie der TDF abzulehnen ist
> Verdrehung der Tatsachen.

Meritokratie ist die Herrschaft einer mehr oder weniger großen Gruppe
sich verdienstvoll dünkender Mitglieder über alle anderen ("Es lebe die
Ungleichheit"). Das lehne ich ab.

Btw. Nachteile dieses Modells kann man bei wikipedia studieren.

> Nur weil man etwas "Demokratie" nennt, ist es noch lange keine.

In der tat - da stimme ich Dir zu und historische Bespiele gibt es viele.

Aber dies sagt nichts über die überkommene Verfasstheit der
deutschsprachigen Community.

Gruß
Michael


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