Hallo Jörg,

nach ein paar Monaten der Verunsicherung, tendiere ich dazu, OOo nach wie
vor zu unterstützen und an dem Hype um LibreOffice nicht mitzumachen.

OOo unterstützen kann ich allerdings leider lediglich in Gestalt meiner
Dokumentation, die ich im Sommer auch ins Englische übersetzen will (später
vielleicht auch ins Französische). Ich hoffe, sie findet auf der
Apache-Homepage Platz, oder zumindest ein Link dahin wäre mir auch Recht:

http://www.fb4.fh-frankfurt.de/tips/openoffice/dokumentation/ooo_fuer_studenten.odt

Vor der Übersetzung will ich sie noch stilistisch überarbeiten. Ein
Hauptproblem ist, den Leser, die Leserin für eine wirklich systematische
Anwendung von Formatvorlagen zu gewinnen. Die meisten Studierenden kennen so
was gar nicht und machen alles zu Fuß.

Ich werde bei der 3.3er Version bleiben, die ist für die kommende Zeit
wirklich gut genug. Wenn sich der ganze Streit gelegt hat, kann man sich
vielleicht zum Jahresende oder Beginn 2012 auf eine stabile und unter Apache
leicht zu beziehende 3.4 freuen.

Eine kleine Übersichtstabelle mit den Vor- und Nachteilen von OOo gegenüber
LO würde vielleicht auch andere dazu bewegen, lieber den vielleicht etwas
mühsameren Weg von OOo zu verfolgen, statt sich ins LO-Trudel zu stürzen.

Best
Dave



2011/6/17 Jörg Schmidt <joesc...@web.de>

> Hallo Thorsten,
>
> Thorsten Behrens schrieb:
> > Du schriebst:
> > > (Ich halte es auch keineswegs gerechtfertigt das Du hier
> > von "unsere"
> > > sprichst, denn ich wüßte nicht das ich mich bei LO verpflichten muß
> > > solcherlei Positionen zu teilen wie sie hier die FSF vertritt.)
> > >
> > Du beziehst Dich offensichtlich auf die Extensions, ich bezog mich
> > auf die LGPL für den Core-Code - und ja, das ist offizielle
> > TDF-Position.
>
> LGPL ist natürlich nicht mein Problem, denn erstens werde ich mich nicht
> heute gegen eine Lizenz zu wenden die ich bei OOo immer befürwortet habe
> und zweitens ist LGPL ohnehin ein notwendiges Faktum, da man ja aktuell
> nicht einfach umlizensieren kann.
>
> Wogegen ich mich wende ist die, wieder einmal, instinktlose Art der FSF
> Stimmung zu machen, indem man quasi LO heilig spricht und OOo verdammt,
> obwohl beide unter freier Lizenz stehen. Und es sind dieserlei Dinge
> sind es u.a. die ich mit dem Begriff 'Ideologisierung' meine und vor
> denen ich warne.
> Das ist es worum es mir ging denn weder glaube ich das 100% aller
> LO-Mitglieder die jetzige Kampagne der FSF uneingeschränkt begrüßen und
> schon garnicht kann es Vorausetzung der Mitarbeit bei LO sein diese
> Kampagne der FSF begrüßen zu müssen.
>
> (Und ehe Du mich hier wieder mit Mr. Ballmer vergleichst solltest Du Dir
> mal überlegen welch miese Doppelmoral die FSF hier an den Tag legt, denn
> in Sonntagsreden lobt sie Freiheit und Vielfalt, wenns aber konkret wird
> basht sie die eigenen Anhänger und durch sie selbst anerkannte Lizenzen
> indem sie Selektion betreibt.
> Und wer sich da denkt das sei nicht so schlimm, solange LO dabei auf der
> 'Siegerseite' steht mache sich klar das die FSF ohne Rücksicht auch LO
> verdammen wird sobald es nur eine passende Office-Suite unter GPL gibt
> die man gegen LO positionieren kann.)
>
> > > Wo sich diese Frage bei freier Software vielleicht an GPL und BSD
> > > festmacht, so heißt ihr Äquvalent, in der realen Welt, vielleicht
> > > Stalinismus oder Libertarismus ...
> > >
> > Oh mann. Damit reihst Du Dich direkt hinter Steve Ballmers
> > "Opensource ist Krebs" ein.
>
> Ich rede hier momentan nicht über OpenSource, auch nicht über Freie
> Software, sondern nur über die spezielle Lizenz namens GPL.
>
> Schau Dir die GPL an und frage Dich ob jemand der diese 'richtig' findet
> wohl auch selbst im realen Leben z.B. einen Mietvertrag abschliessen
> würde der seinen Vermieter einseitig ermächtigt diesen Vertrag
> nachträglich 'anzupassen'.
>
> Sollen es denkende Menschen hinnehmen das §14 der GPL3 praktisch eine
> Art 'Ermächtigungsgesetz' für die FSF ist, und sollen gezwungen sein
> sich vom Wohlwollen der FSF abhängig zu machen?
> Stimmt, niemand zwingt mich mit 'later'-Klausel zu lizensieren, aber man
> legt mir das nahe ... man macht es mir bequem ... man versucht mich von
> der Konsequenz dieses Tuns abzulenken ...
>
> Muß ich, wenn ich für freie Software bin, unbedingt auch die GPL
> befürworten? Darf ich als Änhänger freier Software nicht selbst denken?
>
> > Vielleicht geht's nächstes Mal mit etwas
> > weniger Polemik.
>
> Naja, ich weiß wie die Dinge laufen und das Diktaturen immer damit
> antreten doch eigentlich nur dem Guten mit etwas 'Nachdruck' den Weg
> ebnen zu wollen.
>
> So sehr ich für freie Software bin, so zunehmend lehne ich das Gebahren
> der FSF (dieser _konkreten_ Organisation in ihrem _konkreten_ Tun)
> inzwischen ab, weil ich es als vielfach unkonstruktiv erlebe.
>
> Es gibt, bei nüchterner Betrachtung, so viele 'Baustellen' für Freie
> Software wo die FSF konstruktiv tätig sein könnte,  jedoch übt sie sich
> zunehmend nur noch darin eigene widerspruchslose Anhänger zu
> 'bauchpinseln' und ihre Gegner zu provozieren.
>
> Schau Dir mal an was Stallmann aktuell in Berlin wieder von sich gegeben
> hat, manches ist nicht falsch, aber Vieles ist Extremismus pur, so das
> man sich doch nur distanzieren kann.
> Und mit "Extremismus" meine ich nicht nur verbale 'Ausfälle' gegen
> Unternehmen sondern auch ganz nüchterne Dinge wie z.B. das Stallmann die
> Vertragsfreiheit in Frage stellt.
>
> (Zur Sicherheit: ich habe nur die Heise-News gelesen und einige andere
> Meldungen und nicht Stallmans Rede im Orginal.)
>
> > > Ich bevorzuge in diesen Dingen, den eher mühevollen Weg von freier
> > > Software zu überzeugen, denn für mich ist jemand der völlig
> > freiwillig
> > > etwas an die Community zurückgibt hundertmal mehr Wert als
> > jemand dem
> > > ich das durch meine Lizensierung abnötige, zumal
> > Nutzer/Entwickler die
> > > ihren Code nur deshalb unter eine bestimmte Lizenz stellen weil sie
> > > keine tatsächliche Wahl haben, schwerlich auf den Weg
> > gelangen können
> > > von der Idee freier Software wirklich ergriffen zu werden
> > sondern sie
> > > bleiben meist nur Mitläufer.
> > >
> > Du scheinst die Gesetze des Marktes im allgemeinen, und die
> > Verpflichtungen von Aktiengesellschaften im speziellen zu
> > ignorieren.
>
> Was AGs hier im Speziellen zu bedeuten hätten (gegenüber anderen
> Rechtsforen) weiß ich konkret nicht, ansonsten aber ignoriere ich nicht
> den Markt sondern bin dessen Befürworter.
>
> Ich bin aber über meine wirtschaftspolitischen Ansichten hinaus
> zuallererst ein libertär denkender Mensch und werde immer bevorzugt das
> Recht des mir Gegenüber verteidigen für seine Interessen einzutreten.
>
> Das darfst du völlig wörtlich nehmen, denn ich meine an der Stelle was
> ich sage und wenn ich sage das ich 'das Recht des Gegenüber verteidigen
> werde', dann auch dann wenn der Gegenüber dieses Recht anschließend
> nutzt um mich zu bekämpfen.
>
> Das ist auch keineswegs abstrakt, denn wenn man beispielsweise für
> Pressefreiheit ist weiß man natürlich genau das man damit zwangsläufig
> auch Leuten den Weg ebnet die Dinge schreiben die einem selbst nicht
> gefallen - damit muß man leben, das ist der Preis von Freiheit.
>
> Wenn ich freie Software will muß ich aber auch dort ernst machen mit dem
> was ich sage und kann nicht hinterher kommen und sagen wenn jemand diese
> Software lizenzkonform nutzt, das das dann eine Ausnutzung wäre nur weil
> mir seine konkrete Form der Nutzung nicht passt.
>
> > Wie auch immer, für die hier vorliegende Fragestellung
> > ist dieser stilisierte Lizenz-Krieg meiner Meinung nach ohnehin
> > irrelevant:
>
> Teils ja, teils nein.
>
> Ja, weil man wohl hinsichtlich der praktischen Arbeit mit beiden
> Lizenzen hinreichend 'zurechtkommt'.
>
> Nein, weil Menschen sich durch Ziele/Perspektiven motivieren.
>
> Schau Dir LO an, das was ich dort teils als Ideologisierung erlebe (und
> ablehne), ist für andere gerade der Grund sich dort zu engagieren und
> ist Quelle ihrer Motivation.
>
>
>
> Gruß
> Jörg
>
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