Hallo Thomas,

> Ich denke, das hier ist nicht die richtige Plattform, um den Sinn oder
> Unsinn von 1 €-Jobs politisch zu diskutieren.

"Freie Daten" und "Freies Wissen" ist als Idee an und für sich bereits 
hoch politisch. Dies hier ausführlich zu diskutieren halte ich für 
ausgesprochen sinnvoll und wertvoll. Es ist sozusagen die Basis unserer 
Projektes.

Allerdings ist es hilfreich, für solche Themen explizit einen eigenen 
Thread zu machen:

> Die ARGE hat mir erzählt, dass diese 1€-Jobs an Menschen vergeben
> werden, die aufgrund ihrer Lebenseinstellung kaum noch in der Lage
> sind, regelmäßig zu arbeiten. Sie sollen in der Maßnahme behutsam
> wieder daran gewöhnt werden, beispielsweise jeden Morgen um 8.00 Uhr
> an einem Arbeitsplatz zu erscheinen. Sie sollen angeleitet werden, in
> ihrem Job schrittweise wieder Verantwortung zu übernehmen. Es soll
> ihnen ermöglicht werden, wieder Struktur in ihr Leben zu bringen – so
> werden z. B. gemeinsame Mahlzeiten von den 1€-Jobbern selbst
> zubereitet. Und sie sollen lernen, dass sie mit Arbeit etwas
> Sinnvolles und der Allgemeinheit Nützliches schaffen können.

Das empfinde ich als eine menschlich und gesellschaftspolitisch sehr 
wertvolle Haltung. Eine solche Unterstützung kann entscheidende Hilfe 
sein, neuen Lebensmut schaffen und tragfähige Lösungen verwirklichen.

Dasselbe Konzept kann aber auch höchst unterdrückerisch verwendet 
werden: Wer Arbeit sucht, der findet auch welche - wer keine findet ist 
faul - wer faul ist und Leistung kassiert ist ein Schmarotzer - er muss 
zur Arbeit gezwungen werden.

Im Arbeitsmarkt haben solche Instumente (unabhängig von der 
individuellen Bedeutung) Auswirkungen auf den gesamten Markt.
Wenn Menschen ohne oder für ein geringes Entgelt dieselbe Tätigkeit 
ausführen, wie andere, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, 
dann ist der Arbeitgeber geneigt, die teuren Arbeitskräfte durch billige 
oder gar Gratiskräfte zu ersetzen.
Wenn Menschen ohne Arbeitspaltzsicherheit dieselbe Tätigkeit ausführen, 
wie andere, die einen langfristigen Beschäftigungsanspruch haben, dann 
ist der Arbeitgeber geneigt, jene durch jederzeit kündbare zu ersetzen.

In DE ist es sogar so, dass Menschen ohne Arbeitsplatzsicherheit 
/weniger/ Gehalt bekommen, als Menschen mit Arbeitsplatzgarantie.
Eine ziemlich absurde Risikoverteilung.

Ähnliche Fragestellungen gibt es bei Zeitarbeit, geringfügiger 
Beschäftigung, etc, - aber auch bei Nachbarschaftshilfe, Zivildienst, 
und bei allen ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Das betrifft auch /unsere/ Arbeit als OSMer:
In den Vermessungsämtern fehlt Personal, und einige denken konstruktiv 
daüber nach, welche Synergien aus einer Zusammenarbeit mit OSM möglich 
wären. Andere hingegen fürchten, dabei ihre Arbeit zu verlieren.

Gruss, Markus

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