Hallo Helmut,

On Dienstag, 11. August 2009 15:03:50 Helmut Schareika wrote:
> Hallo, interessierte Leute,
>
> Ich weiß, lange Texte wirken repressiv; aber man wird ja
> normalerweise schnell merken, ob man weiterlesen will.
>
> Die Diskussion »OOO schlanker« scheint geklärt, ohne daß geklärt
> wurde, was offenbar bei manchen ein Problemgefühl auslöst. Daß
> ein solches verbreitet ist, wurde unübersehbar deutlich.
> Anscheinend reduziert sich, so die letzten Meinungen, die Frage
> auf die Startgeschwindigkeit des Pakets. Nun, es ist schon
> beeindruckend, wenn TextMaker (beim ersten Start) in 1,5 sec da
> ist und OOO ungefähr das zwölffache braucht (bei folgenden Starts
> ca. das vierfache). Aber: Geschenkt doch! Haben wir keine Zeit,
> um mal aus dem Fenster zu gucken? Was soll das?
>
> In meinen Augen ging aus der Behandlung des Themas hervor, daß
> Johannes B. mit seinem Hinweis auf
> http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30791/1.html auf etwas
> Richtiges hinweist, nämlich darauf, was ein sich zwangsläufig
> einstellendes Gruppendenken der OOO-Protagonisten u.U. an
> Einschränkungen zu echtem Innovationswillen mit sich bringt.
>
> Unbedingt zu betonen ist vorab: OOO ist ein exzellentes Paket,
> und niemand sollte meckern, und wenn er kritisiert, dann mit
> großemRespekt vor einer derart komplexen Leistung. Aber, und hier
> scheint mir das Problem begründet zu sein:
>
> OOO hat sich schon immer als MSO-Klon verstanden und darauf
> geschielt. Das war unübersehbar an der Nachahmung der Ikons, das
> setzt sich fort bis 3.1 mit den sachlich-funktional ganz
> unsinnigen Menüpunkten z.B. Bearbeiten, Format, Extras, die MS
> vor Jahrzehnten in die Welt gesetzt hat (wer kann, schaue in MS
> Word 2.0 von Anno Tobak nach; wer kann darunter schon etwas
> Konkretes verstehen, wenn er arbeitet?) Jetzt ist sogar Microsoft
> mit seinen Ribbons davon abgekommen, hat etwas gemerkt, doch wie
> immer bei den dort gefundenen Lösungen in einer monströsen,
> verheerenden, jedes Herangehen, das Übersichtlichkeit erwartet,
> hohnsprechenden Weise. Und unter der Haube? Exakt die gleichen
> fantasielosen, die Arbeit erschwerenden unzugänglichen
> Bedienfelder und verwickelten Prozeduren. Genauso, etwas besser,
> OOO: Ich gehe unter in dem Angebot von 46 oder 137
> Standardabsatzvorlagen der
> Standarddokumentvorlage, mühe mich ab bei der Definition von
> Aufzählungspunkten und anderem mehr -- aber demnächst finde ich
> Ribbons und kann dann vielleicht auch unter 52
> verschiedenfarbigen Absatzlinien wählen worauf ich seit X Jahren
> der Arbeit mit Textverarbeitungen, Layoutprogrammen usw. gewartet
> habe. Immerhin hat mir OOO 3 ja schon à la MS beim Markieren den
> hellblauen Hintergrund geschenkt.
>
> Worauf es in meinen Augen ankommt, ist das seltsame Wörtchen
> *»Ergonomie«*. Ein Computerprogramm muß sich in der Organisation
> seiner Funktionalität als Vermittler zwischen Sache und
> Arbeitendem verstehen. Bei der Tabellenkalkulation ist das sofort
> klar: Ohne
> Mathematikkenntnisse muß ich gar nicht erst daran gehen. Die
> Textverarbeitung bietet sich einerseits immer noch als
> Schreibmaschine an, ist jedoch ein Funktionspool geworden, der
> das Wissen der »Schwarzen Kunst« seit Gutenberg enthält und
> anbietet -- so, als ob man das alles nicht lernen müßte. Dadurch
> wird es hier besonders schwierig, denn jeder denkt »Tippen kann
> ich doch«.
>
> Das heißt also: Den Benutzer von seiner Warte aus, so wie ein
> menschliches Hirn arbeitet, an die Möglichkeiten des Programms
> heranführen und ihn lernen lassen. Das tut OOO nicht. Um solches
> zu leisten, muß man reale Arbeitsabläufe analysieren und die
> Programmführung darauf ausrichten. Eines der besten Merkmale des
> Pakets ist die weitgehend freie Veränderbarkeit der Menus usw.
> (außer offenbar den Monolithen »Format«, »Extras« u.a.). Was die
> OOO-Betreuer selbst davon vielleicht halten, erlebte ich, als mir
> 3.0/3.1 das in 2.4 an Anpassungen vorhandene Funktionsinventar
> rücksichtslos zerschoß.
>
> Allerdings: Für die meisten ist der Umgang mit Programmen so
> kompliziert, daß sie kaum etwas wahrnehmen mögen, was dem
> Bekannten nicht entspricht. Das bekannt MS-Problem infolge
> Marktmacht und damit auch OOO-Problem. Hier muß sich der Benutzer
> tatsächlich an etwas anderes heranwagen. Aber da verhält OOO sich
> ja ganz angepaßt.
>
> Es gab meines Wissens bisher erst eine Firma, die ihre
> Office-Suite einmal konsequent nach Fragestellungen der Ergonomie
> vollständig umgebaut hat: Lotus mit der Lotus SmartSuite. Die
> Unmengen in WordPro (mit Ami Pro als beliebtem Vorreiter)
> beispielsweise gefundener genialer Lösungen harren nur darauf,
> daß man sie aufgreift. Lotus (bzw. inzwischen IBM-Lotus) hat
> leider die Smartsuite zugunsten einer monströsen, unsinnigen
> Symphony-Neuauflage fallengelassen (allein 1/2 GB für das
> Programm auf Festplatte; nicht einmal einen funktionierenden
> Lotus-Filter brachte IBM zustande). Das einzige, was Word Pro
> fehlt, ist Unicode-Funktionalität (mein Grund der zusätzlichen
> Wahl von OOO) -- so handeln eben Monopolisten. *Hierher, auf
> solche hunderterlei vorhandener, ergonomisch durchdachter
> Lösungen sollten die OOO-Mitentwickler einmal schauen*, anstatt
> Ribbons und sonstigen Quark abzukupfern -- im Sinne eines besten
> MS-Klons.
>
> *Und nun noch einmal »schlank«: Es gibt eine ganz einfache
> Lösung*, die auch schon Word Pro vorgemacht hat: Mit zwei
> Mausklicken kann sich der Benutzer hier eine »Word Pro
> Light«-Oberfläche mit entsprechend verkürzten Menus etc.
> herstellen (oder auch, wenn er denn mußte, eine MS Word
> Menu-Führung). Das müßte bei OOO als Extension möglich sein. So
> hat derselbe Benutzer die Möglichkeit, sich das Programm
> anzupassen und ggf. mitzuwachsen -- oder zwei Benutzer können
> zwischen verschiedenen »Niveaus« wählen.
>
> Voraussetzung aber wäre die Implementierung einer ergonomisch
> hergeleiteten, nicht vom Programm-Fachmann her gedachten
> Benutzerführung: Die würde schon sehr vieles vereinfachen. Warum
> soll ich als Benutzer die Möglichkeit der Kapitelnumerierung
> unter »Extras« suchen (und nicht etwa »Text(gestalt)«? Warum
> steht »Ausrichtung« unter »Format«? Warum startet das Paket nicht
> mit der Auswahlmöglichkeit, so, wie der Mensch arbeitet, eines
> der letzten Dokumente zur Bearbeitung oder eine spezielle
> Dokumentvorlage für den aktuell intendierten Zweck auszuwählen
> (siehe wieder Word Pro)? Warum hat die Calc-Tabelle, von Excel
> wieder seit Anno Tobak abgekupfert, graue Tab-Reiter unten links
> und nicht farbige Reiter an der oberen Kante (wo der Mensch
> hinguckt -- beim Karteikasten gucke ich ja auch nicht unten
> drunter) wie Lotus 123 oder Lotus Word Pro? Warum sind in Writer
> Kapitel oder Abschnitte oder Bereiche nicht anhand selbst
> beschriftbarer farbiger Reiter oben am Rand erkenn- und
> ansteuerbar? Warum kann ich in Writer nicht sehen, ob einem Wort
> eine Zeichenvorlage zugewiesen ist? Und und und ... Aber bei OOO
> befaßt man sich mit Ribbons und blauem Hintergrund.
>
> Bei manchen Antworten in der Diskussion klangen Aspekte an: Wer
> ein anderes Programm will, soll es sich doch kaufen. Das grenzt
> schon an Microsoft-Gebaren. Aber Achtung: Ein höchst
> intelligentes Programm wie TextMaker/Planmaker mit sehr vielen
> intelligenten Lösungen ist auf dem besten Weg, noch reifer zu
> werden. Und es beherrscht auch einwandfrei *.odt (und anders als
> OOO einwandfrei °.doc).
>
> Manche Antworten offenbar von OOO-Betreuern in der Diskussion
> wirkten auch genervt: Was will der da, der nicht mal weiß, was er
> sagen will? Der Entwickler, der seine bescheidene Rolle als
> Mittler zwischen Benutzer und realer Tätigkeitswelt nicht
> begreift, sollte versuchen, das schnellstens zu lernen.
>
> Vielleicht stoßen diese Überlegungen etwas an?
>
> Gruß an die Leser
> Helmut
>
> PS auf Wunsch stelle ich zur Anregung Bildschirmprints von
> WordPro-Features zum Herunterladen zur Verfügung.

da ich nur ein "einfacher user" bin, vermag ich nicht zu beurteilen, 
wie sinnvoll Deine Anmerkungen für die Entwickler von OOo sind. Aber 
ich habe im vorigen Jahrtausend mit amipro und improv gearbeitet und 
kann bestätigen, dass die Ansätze in diesen Programmen etwas 
geniales hatten. Darum habe ich auch sehr bedauert, dass es nie 
Portierungen auf Linux gab. 

Gruß
Willi


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