Am 10.09.2011 22:42, schrieb Frederik Ramm:
(*) landuse=* ist _nicht_ an einen admin.-rechtlichen Raum gekoppelt
("reale Flächennutzung" ohne Katasterbezug, Flächengrenzen dort, wo der
Mapper den Wechsel der Flächennutzung vermutet/beobachtet)
Was davon ist denn realistisch durch eine Horde von Mappern, die nicht gerade beruflich/ausbildungstechnisch mit Landvermessung zu tun haben, umsetzbar? Was entspricht am ehestem den "Bauchgefuehl", nach dem Mapper vorgehen werden? Doch nur die mit * bezeichnete Variante.

+1 siehe letzte mail. das entspricht exakt meiner meinung. nur müsste es dann eben auch so dokumentiert werden und nicht anders.


Allein schon ueberhaupt einen Unterschied zwischen Gebiets- und Flaechennutzungsgrenze zu machen, ist etwas, womit man 95% der Mapper ausschliessen wuerde, denen das dann naemlich zu kompliziert wird.

-1 Es gibt Mapper denen das egal ist und immer sein wird - da stimme ich Dir zu. Das sind dann aber nicht die Mapper, die längere Zeit Flächennutzungen erfassen. Macht man das längere Zeit, keimen automatisch die Fragen hoch, auf die wir hier eine Antwort suchen.

Die Realität abzubilden erfordert einen gewissen Entdeckergeist. Ich nehme doch nicht das Datenmodell her und erfasse dann systematisch Dinge der Realität, die ich mit dem Datenmodell erfassen kann. Ich kann nicht für andere sprechen, aber für mich war das Wesen von OSM bisher eher: Ich entdecke Dinge in der Realität, indem ich sie mit offenen Augen durchschreite, und trage sie /danach/ in OSM ein. Dazu informiere ich mich /dann/ im Wiki oder anderen Quellen, /wie/.

Die Informationsquellen sind aber eben an vielen Stellen unklar, bzw. verbesserungswürdig. Nach meinem Verständnis gibt es da auch kein "feature-freeze", denn das würde ja heißen, das jemand behauptet, das bisherige Modell reichte aus, um alle Dinge der Realität widerspruchsfrei zu erfassen.

Jeder Mapper kommt im Prinzip mit einer Information oder einem Sachverhalt der Realität und schaut /dann/, wie es am besten in die DB aufgenommen werden kann. Dazu konsultiert er die Dokumentation, i.e. Wiki oder Vorlagen. Wenn dann also widersprüchliche Dinge mit demselben Tag erfasst werden, liegt die Schuld nicht beim 'Durchschnittsmapper', sondern an mangelnder Vorstellungskraft oder mangelndem Wissen des Wikifiddlers. Das ist kein Vorwurf, niemand ist perfekt. Der Vorwurf ist hier, dass es nicht weitergeht, wenn besseres Wissen da ist.

Anders gesagt, ein Kolumbus eines weißen Landstrichs wird sich für die nähere Ausdifferenzierung auch zukünftig nicht interessieren. Jahre später haben sich die Dinge aber weiterentwickelt und während es dann immer noch weiße Landstriche gibt, in denen eine Ausdifferenzierung nicht gebraucht wird, gibt es andere, in denen Kreativität mit mehr Struktur befördert wird.


Jetzt mal ganz ehrlich - WER behauptet, alle Tags des OSM-Universums zu kennen? Ist es nicht vielmehr so, dass sich ein Mapper im Laufe der Jahre auf das Subset spezialisiert, dessen Erfassung ihm wichtig ist? Ich kenne mich z.B. mit dem deutschen Stromnetz überhaupt nicht aus, dennoch erlaubt das Datenmodell die Erfassung von Spannungsdaten, Generatorentypen und weiß der Geier was:

Da kräht auch niemand danach, auf dem Boden zu bleiben oder hat Angst, dass ein mehr an Struktur 'Durchschnittsmapper' (gibt es ihn überhaupt?) vergraulen könnte.


Es geht auch nicht darum, im Wiki Regeln aufzustellen, die für jedermann verbindlich sind. Es geht um eine Guidline, eine Empfehlung, der Mapper folgen können, wenn sie
    - nicht weiter wissen
    - selbst einen Anspruch an Genauigkeit haben
    - selbst Strukturtiefe suchen
    - Dispute lösen wollen

Diese Mapper sollen Antworten im Wiki finden und zwar korrekte, brauchbare und, wenn gewünscht, beliebig genaue. Oft wird das Wiki auf Mailinglisten zitiert, es stellt also schon auch eine gewisse Referenz dar und sollte deshalb möglichst nicht Widersprüche in sich beinhalten oder Begriffe neu definieren, die in ihrem geografischen Sinn gesellschaftlich und rechtlich bereits genau definiert sind. Ich schreibe "sollte", weil die Ressourcen der Community auch begrenzt sind, aber anpeilen lässt es sich zumindest.


Solche Konstrukte lassen sich langfristig in OSM nicht durchsetzen, sie wuerden eine voellig andere Projektstruktur erfordern; eine, in der Eintrittsbarrieren nicht weiter verringert werden (wie das fuer OSM immer wieder gefordert wird),

Das sehe ich völlig anders. Gerade eine Ausdifferenzierung /ermöglicht/ es doch, die Eintrittsbarrieren zu verringern. Am konkreten Beispiel:

- wenn "reale Flächennutzung" gemappt wird, können in der Definition rechtlich-admin. Sachen explizit ausgeschlossen werden - ein Mapper der nur die Flächennutzung mappen will, muss sich weder um admin. Gebietsnamen, noch admin. Gebietsgrenzen Gedanken machen

- die Eintrittsbarriere wird deshalb einfacher, weil die Definition der Tags viel genauer und interpretationsfreier wird

Martin z.B. war von Anfang an, noch vor den dicken mails, dafür, landuse=* rein als Flächennutzungstag zu gebrauchen. Die Eintrittsbarriere ist doch viel höher, wenn man solche einfachen Aussagen nicht treffen kann.


sondern in der Eintrittsbarrieren kuenstlich aufgebaut werden und jemand ein landuse=... nur noch aendern darf, nachdem er bestaetigt hat, dass er die Regeln verinnerlicht hat.

-1 Darum ging es hier nie. Jedem, der sich mit dem Wiki befasst, ist klar, dass es eine Guideline für Wissbegierige ist, keine Zwangsvorschrift oder ein Test für Leute die neu anfangen.

Das Komplexität einen erschlagen, ja gar verschrecken kann, war schon immer so. Das lässt sich nicht ändern, man kann nur durch gute Struktur versuchen, ihre Erfassung zu vereinfachen. Nimm Wikipedia - glaubst Du ernsthaft, der 'Durchschnittsleser' schreckt vor ihrer Nutzung zurück, nur weil es dort so viele Artikel gibt und in den Artikeln so viele Links auf andere Artikel? Schätze kaum.


OSM ist ein Massenprojekt.

+1 Wikipedia aber auch. Dennoch hat das Projekt einen hohen Anspruch auf Korrektheit und die enorme Komplexität der Sachbezüge bleibt durch gute Struktur (Portale, Links, Maintenance-Tools) zugänglich.


Von mir aus soll jeder bei sich vor der Haustuer ein filigranes Flaechenkonstrukt aufbauen, aber der Versuch, das dann zur Norm zu erheben und - sei es qua Tagging-Liste oder Wiki-Vote oder Editor-Presets - diese Feature-Kataloge dann automatisch "live zu schalten", muss fehlschlagen.

-1 Wir reden nicht von einem filigranen Konstrukt und wir reden auch nicht von 'irgendeiner' Norm, die uns mal gerade so durch den Kopf geweht ist. Es geht nichtmal darum einen Feature-Katalog zu bauen, obwohl das gemacht wird - und es funktioniert - niemand der eine Friseurvorlage im Editor findet, wird einen Friseur als Malermeister taggen.

Es geht darum, Leute zu bestätigen in dem was sie tun, dadurch, dass das Wiki sie nicht verunsichert, sondern erklärt: Du hast recht, weil .. In spezifischen Dingen wird das schwer, aber selten unmöglich. Und ein mehr an Struktur heißt nicht, weniger Übersicht.

Momentan herrscht bzgl. der Sache ein mehr an Komplexität _ohne_ Struktur, weil mindestens zwei verschiedene Dinge der Realität in OSM unter ein und demselben Konstrukt abgebildet werden. Ich suche dafür auch keinen Schuldigen, bis jetzt hat's ja gehalten. Selbst das Wissen, was wir jetzt haben wird nicht auf ewig der letzte Stand bleiben, wenn weitere Details der Realität relevant, sprich abbildbar werden sollen.


Gruß
Christian

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